Sawatdee, nach dem erfolgreichen Überqueren der Grenze zu Laos bin ich in dem Dorf Muang Khua gelandet. Im Bus hab ich Pablo und kennen gelernt. Im einzigen Restaurant des Dorfes stießen wir auf Rob und Seraina. Rob hatte die geniale Idee den Fluss Nam Ou hinunter zu paddeln. Ich war sofort von der Idee begeistert bevor ich die Details gehört hab. Im Laufe des Tages hatte Rob schon einen Mann gefunden der für ca. 45€ ein altes Boot von schlechter Qualität verkaufen wollte. Am nächsten Tag sind wir gemeinsam auf die Suche gegangen und haben ein halbwegs vertrauenerweckendes Boot gefunden.
105km sollte es schon durchhalten. Wir hatten keine Karte vom Fluss und die Einheimischen konnten auch nur gebrochen Englisch und was sie uns über Stromschnellen erzählten verstanden wir nicht. Aber es klang spannend. Eine handgezeichnete Karte war schon einmal Anfang. Unserer Lebensmittelvorräte für den Trip bestanden aus einer 6kg schweren Wassermelone, vier Mangos, zwei Beuteln mit Baguetts, einem Glas Marmelade und zwei Bündeln Bananen. Auf dem Markt gab es noch die Möglichkeit Fledermäuse oder Ratten als wertvolle Proteinquelle zu kaufen, jedoch hatten wir keinen Kühlschrank an Bord unserer Lady Chopstick I.
am ersten Tag sind wir lediglich ca. 15km bis zum nächsten Dorf gekommen. Den Namen des Dorfes haben wir nicht herausbekommen. Es bestand aus zehn Hütten und eine Person konnte ein paar Worte Englisch. In seiner Hütte haben wir dann auch übernachtet. Frühstück und Abendbrot waren komplett identisch. Klebereis, gekochte Senfblätter und Rührei. Diese Dorf war sehr chaotisch und die kleinen Kinder haben neben die Hütten geschissen. Daraufhin kam das nächste Schwein vorbei gelaufen und lies die Kacke verschwinden. Gewaschen haben wir uns an einem Wasserhahn am Rande des Dorfes. Wobei das halbe Dorf sich an unserem Anblick erfreute. Dort ist scheinbar noch nie ein Europäer vorbeigekommen.
Am zweiten Tag sind wir gleich nach dem Start frontal gegen einen Felsen gefahren. Es passierte in der ersten Stromschnelle und wir haben eine ordentliche Portion Wasser geschluckt bei diesem Manöver. Ein kleiner Riss im Bug war die Folge. Ein paar Stromschnellen später sind wir auf Grund gelaufen. Aber dieses Problem lies sich schnell beheben. Unser Mittag an dem Tag bestand aus der halben Wassermelone. Die nächste Übernachtung hatten wir im Dorf Hat Sa. Dort haben wir jemanden getroffen der gut Englisch spricht. Dieses Dorf hatte sogar eine Schule, eine Krankenstation und ein Kloster. Es hat auch keiner neben seine Hütte gekackt. Das Abendbrot bestand aus Klebereis, gekochten Senfblättern und gekochten Hühnchen. Im Dorf waren Teile von Streubombenbehältern in Gebäuden oder Gartenzäunen verbaut. Die Amerikaner haben 1967 bis 1972 Laos gründlich bombardiert und dabei genügend Blindgänger zurückgelassen. Weiterhin war jedes Gebäude mit roter Farbe verziert. Z.B. 4x3x2 HS44. Das bedeutet Grundfläche mal Höhe und Hausnummer. Für Entschädigungszahlungen. Das Tal des Nam Ou wird zum Teil geflutet da gerade zwei Staumauern im Bau sind und weitere 4 geplant sind. China braucht Strom. Schön das wir die Bootsfahrt gemacht haben bevor die Dämme fertig sind. Es gibt ein paar Fischarten die es nur im Nam Ou gibt und den Rest der Geschichte könnt ihr euch ausmalen.
Am letzten Tag sind wir an einer der Baustellen vorbeigekommen. Im Wasser war für mehrere hundert Meter ein Ölfilm. Ein deprimierender Anblick. Da wir keine Karte hatten können wir die Entfernungen nur schätzen. Vermutlich haben wir 40km geschafft. Der letzte Abschnitt nach der Staumauer war besonders schön. Der Fluss verläuft zwischen sehr steilen Bergen die von Regenwald bedeckt sind. Dies war der schönste Abschnitt der Paddeltour.
Bei der Ankunft in Muang Ngoi wurden wir freudig von anderen Reisenden begrüßt die nicht damit gerechnet haben das wir es schaffen werden. Eigentlich wollten wir mit dem Boot weiterfahren bis Nong Khiaw. Allerdings haben wir aus verschiedenen Quellen gehört das es verboten ist und die Polizei enorme Schutzgelder erpresst. Also begannen wir einen Käufer für das Boot aufzutreiben. Lady Chopstick I hat uns 70€ gekostet. Aber dem ganzen Dorf war klar das wir bald weiterreisen. Also waren die Verhandlungen nicht besonders von Erfolg gekrönt. Am Ende haben wir noch 17€ bekommen. Zu diesem Zeitpunkt war die lokale Polizei schon auf uns scharf geworden und hat unser Guesthouse besucht und uns versucht ein Gespräch ans Bein zu binden. Wir haben exakt das Gleiche getan wie die Asiaten, wenn sie nicht wollen: sich konsequent dumm stellen. “Sorry no english”. Die Bullen haben uns danach in Ruhe gelassen. Bei der Begegnung mit der Polizei wurden wir auch argwöhnisch von den Dorfbewohnern beobachtet. Später erfuhren wir dass die Polizei in dem Dorf besonders korrupt ist und Schutzgelder von den Ladenbesitzern erpresst. Naja ich geh mal hier nicht weiter ins Detail solange ich mich noch in diesem Land befinde.
Ich kann es jedem nur empfehlen so eine Tour mal auf eigene Faust zu probieren.